Das Christentum war im Römischen Reich als Religion anerkannt, wenn auch nicht als alleinige Religion.
Nach dem Tode von Theodosius dem Großen im 4. Jahrhundert wurde das Reich unter seinen zwei Söhnen Arkadius und Honorius aufgeteilt. Arkadius fiel der östliche Teil zu, dessen Hauptstadt Byzanz war. In der Folge entwickelten sich im frühen Christentum zwei Kirchen. Die griechisch orthodoxe Kirche war in Byzanz, dem späteren Konstantinopel angesiedelt und die römische Kirche hatte seinen Standort in Rom.
Der Name Byzanz war der Ursprung für den Begriff byzantinisch, was für das östliche Römische Reich stand. Zypern galt als Vorposten dieses neuen Reiches. Im Jahre 330 wurde das Christentum zur offiziellen Religion und viele Kirchen und Klöster wurden gegründet. Ein Jahrhundert später im Jahre 488 hatte Anthemios, der Erzbischof von Zypern, einen Traum in dem ihm die Lage des Grabes von Sankt Barnabas in Salamis offenbart wurde. Zusammen mit den Gebeinen von Sankt Barnabas wurde auch ein Exemplar des Evangeliums des heiligen Matthias gefunden. Kaiser Zeno in Konstantinopel sah diese Entdeckung als ein Zeichen Gottes an und gewährte der Kirche Zyperns volle Autonomie. Er verlieh dem Erzbischof gleichzeitig die Privilegien, einen purpurnen Mantel und ein Zepter anstatt des Krummstabes zu tragen, sowie mit roter Tinte zu unterzeichnen. Das byzantinische Reich behielt seine Stellung als reichstes und mächtigstes Reich außerhalb Asiens trotz stetiger Kriege und Überfälle aus Europa und dem Islam. Das byzantinische Reich hielt sich mehr als 1000 Jahre und die letzten Überreste verschwanden mit der Eroberung von Konstantinopel durch die Türken im Jahre 1453. Während dieser Zeit erhielt das Reich seine Reichtümer an Kunst und Architektur in großem Maße.
Die byzantinische Kunst ist eine Verschmelzung der römischen, griechischen und persischen Kulturen. Die großartigsten Errungenschaften sind Mosaiken und Fresken aber auch Metallarbeiten. Elfenbeinschnitzereien und Seidenweberei waren weit entwickelt. Die Sankt Sophien Kirche in Konstantinopel ist das großartigste Beispiel byzantinischer Architekturkunst Literatur bis in die moderne Zeit überliefert. Die byzantinische Ära hat viele Spuren auf Zypern hinterlassen und die byzantinische Kunst ist in den orthodoxen Gebetshäusern deutlich sichtbar.
Das herausragende architektonische Merkmal der östlichen Kirche ist die Kuppel. Aus der Vogelperspektive betrachtet hat die Kirche die Form eines Kreuzes mit der Kuppel als Mittelpunkt. Die Decke innerhalb der Kirche ist mit Malereien, die heilige Szenen darstellen. dekoriert. Diese Fresken, die auch die Wände vieler byzantinischer Kirchen zieren, waren mit der Absicht geschaffen, die Bibel den Armen, die die Heiligen Schriften nicht lesen konnten, nahe zu bringen. Vier tragende Säulen stützen die Kuppel. Sie laufen an den höchsten Punkt des Gewölbes zusammen und symbolisieren Christus Pantocrator am höchsten Punkt des Universums. Die Säulen unterteilen die Kuppel in vier Teile, die den vier Evangelisten, Matthias, Markus, Lukas und Johannes zugeteilt sind. Unter ihnen befinden sich die Propheten welche das Wort Gottes verkündet haben. In dem Bereich zwischen dem unteren Teil der Kirche und der Kuppel, mit anderen Worten, wo Himmel und Erde zusammentreffen, ist die Jungfrau Maria vertreten. Sie vereinigt Himmel und Erde, wie eine Leiter, auf der die Gläubigen Gott erreichen können und auf welcher Gott zur Menschheit herabsteigt.
Vor dem Altar ihn somit von Blicken abschirmend befindet sich die Ikonenwand oder Reredos. Hier hängen Ikonen, die verschiedene Heilige darstellen. Beim Eintreten in eine orthodoxe Kirche passiert der Kirchengänger die Ikonen, um sie zu ehren. Einigen dieser Ikonen werden wundersame Kräfte zugesprochen und viele Gläubige reisen von weit her, um vor ihnen eine Kerze anzuzünden und zu beten.
Die Ikonen der byzantinischen Epoche wurden in leuchtenden Farben gemalt. Es wurden Wasserfarben benutzt, welchen Ei und Öl beigemischt wurde. Dies erzeugte einen eierschalfarbenen Effekt, der typisch für Ikonen aus dieser Ära ist. In den frühen Jahren der byzantinischen Epoche entfernten viele Gläubige Teile der Farbschicht und bewahrten sie als heiligen Kunstgegenstand auf. Das führte zu einem Disput im 8. und 9. Jahrhundert als lkonengegner an einer Bewegung gegen die Anbetung von religiösen Abbildungen in Kirchen teilnahmen. Als Folge dieses Disputs wandten sich viele byzantinische Künstler der Mosaikendarstellung zu.
Ein sehr wichtiges Merkmal der byzantinischen Ikonen sind die Augen. Wenn man eine griechisch orthodoxe Kirche besucht, wird man bemerken, dass es scheint, als ob die Augen der Ikonen einem folgen, wohin man sich bewegt. Ähnlich dem Stil den Leonardo da Vinci in seinem berühmten Gemälde der Mona Lisa angewandt hat. Auch die Nasen sind bemerkenswert. Die byzantinischen Nasen sind recht lang und dünn. Das Gesicht der Jungfrau Maria verdient besondere Aufmerksamkeit. Es ist immer leicht geneigt, entweder nach rechts oder links.
Die Gemälde von Heiligen in Fresken und Ikonen sind sehr bedeutsam. Die Absicht des Künstlers ist, die Leidenschaft und gottesähnlichen Qualitäten von Christus herauszustellen. Auf diese Art wurde die Ikone oder das Fresko zur visuellen Bestätigung. dass das Wort leibhaftig wird. Christus wird normalerweise als junger Mann dargestellt und weniger als triumphierender Ankömmling bei seiner zweiten Erscheinung. Die byzantinische Überlieferung ist in einer Reihe von prächtigen Kirchen sehr deutlich sichtbar. Einige dieser Bauwerke sind offiziell als Weltkulturerbe von der UNESCO aufgenommen. Diese sind Assinou, Panayia tou Araka, Ayios loannis Lampadistis, Stavros tou Ayiasmati, Panayia Podythou, Panayia tou Moutoulla, Erzengel Michael und Timiou Stavrou. Andere byzantinische Meisterstücke sind die Kirchen von Angeloktisti mit dem herrlichen Wandmosaik aus dem 6. Jahrhundert und der Kirche von Ayia Paraskevi mit ihren 5 Kuppeln. In der byzantinischen Epoche wurden viele Kirchen mit ihren kostbaren Fresken versteckt in den Bergregionen gebaut. Einen weiteren Schutz bildeten die steil abfallenden Holzdächer über den Kuppeln. Dies ist eine architektonische Rarität die nur auf Zypern gefunden werden kann.
Unter der byzantinischen Herrschaft wurden mehrere wichtige Klöster im 12. Jahrhundert gegründet, wie Kykkos, Machairas und Ayios Neofytos. Das Kykkos Kloster ist das Zuhause der goldenen Ikone der Jungfrau Maria, die vom heiligen Lukas gemalt worden sein soll. Es ist eine von drei Ikonen der Jungfrau Maria, die auf der Insel existieren. Im 12. Jahrhundert soll ein Mönch mit Namen Ignatius eine Ikone der Jungfrau Maria im Meer gefunden haben. Er brachte sie mit sich in die Berge. Später erschien ihm die Jungfrau Maria in einem Traum. Sie bat ihn, ein Kloster an einer bestimmten Stelle zu erbauen. Er tat wie geheißen und bis heute ist diese Ikone im Kloster von Panayia Chrysoroyiatissa zu finden. Die dritte Ikone der Jungfrau Maria ist versilbert und befindet sich im Troodos Gebirge im Kloster Trooditissa. Das byzantinische Reich wurde als das goldene Zeitalter bezeichnet. Es war eine Epoche, in der die Kunst und Architektur erblühten und sie hatte einen tiefgehenden Effekt auf die Kirchen Zyperns. Bis zum heutigen Tage kann man viele wunderschöne Beispiele auf der gesamten Insel finden. Byzantinische Ikonen haben eine große religiöse Bedeutung und es gibt noch viele Klöster, in denen heute noch Ikonenmalerei im byzantinischen Stil betrieben wird. Es ist eine Kunst, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Auch wenn das byzantinische Reich im Jahr 1453 endgültig verschwand, so lebt doch sein Einfluss auf die Kirchen Zyperns fort.
Die geographische Lage der Insel spiegelt die kulturelle Identität von Zypern, mit mykenischen, phönizischen, assyrischen, ägyptischen, persischen, römischen, venezianischen, osmanischen und britischen Einflüssen.
Nach wie vor umgibt die Aura der alten Griechen die Insel Zypern, die gleichzeitig in ihrer neuen Rolle als junges Mitglied der Europäischen Union aufblüht. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern mag Zypern klein und unbedeutend erscheinen.
Doch die Größe der Insel täuscht; Zypern ist in der Tat ein hochentwickeltes und viel versprechendes Land, das dem internationalen Besucher und Geschäftsmann viel zu bieten hat.